In den ersten Jahren konnte der Kreis bereits gute Erfahrungen mit keinen Wildsamen-Erntemaschinen wie dem Wiesefix bzw. Seedprofi 2.0 sammeln. In 2023 wurde versuchsweise das erste Mal Regio-Saatgut in landwirtschaftlichem Maßstab geerntet werden. Im Einsatz: Ein Großdrescher. Als Spenderflächen dienten noch existierende Reste von vormals verbreiteten mageren Glatthaferwiesen mit einem gut erkennbaren Feuchtegradienten hin zu Feucht bzw. Nassgrünland mit einem ausgeprägten Vorkommen von Binsen- und Seggengräsern.

Mit Blick auf das Wetter und den optimalen Trocknungs- und Reifegrad der Zielarten wurden die ersten drei Hektar in der ersten Juliwoche gedroschen. Beim Drusch von Wiesen ist es wichtig, dass die Biomasse, die durch den Drescher geleitetet wird, möglichst trocken ist, um ein festkleben der Samen zu verhindern. Außerdem muss genügend trockene Biomasse in den Mähdrescher eingeleitet werden. Entscheidend war neben der optimalen Schnitthöhe auch, das Gebläse des Dreschers abzustellen, damit die normalerweise unerwünschten kleinen und leichten Samen nicht weggeblasen werden. Das Ergebnis dieser Ernte: etwa 200kg Roh-Trockenmasse.
Der zweite Druschvorgang auf zwölf weiteren Hektar wurde im September durchgeführt, um einige der später reifenden Arten wie Sumpfschafgarbe oder Johanniskraut ebenfalls zu ernten. Die Herausforderung zu diesem Zeitpunkt bestand darin, so tief wie möglich zu schneiden, um möglichst viel Biomasse der nun niederwüchsigen, mageren Glatthaferwiese in den Drescher zu befördern.

Außerdem konnten die Untergräser zu diesem Zeitpunkt des Jahres trotz guten Wetters nicht mehr vollständig abtrocken. Dadurch hatte das Druschgut eine völlig andere Konsistenz, als das aus dem Juli: Es war deutlich schwerer, hatte einen sehr geringen Grassamenanteil, dafür aber einen sehr hohen Biomasseanteil. Zudem war es feucht, was eine rasche Trocknung notwendig machte. Bereits beim Sammeln auf den Anhängern wurde es ausgebreitet, damit es zu keiner Fermentierung kam.

Das Samenspektrum reicht am Ende von der im Frühsommer reifenden Kuckuckslichtnelke über Wiesenmargarite bis hin zu Sumpfschafgarbe. Da das Druschgut bei beiden Ernteterminen zu feucht zum Einlagern war, musste dieses in Hallen durch tägliches Wenden getrocknet werden. Der Einsatz des Dreschers und das langsame Trocken hatten einen Vorteil: Die fast reifen Blütenköpfe unterschiedlichster Korbblütler wie Sumpfkratzdistel und auch die fast reifen Samenstände anderer Arten wie Geflecktes Johanniskraut konnten durch diesen Prozess nachreifen und somit die Palette übertragbarer Arten erweitern.